Vielen Dank für Ihr Interesse an der Geschichte dieser einzigartigen Motorradmarke. Es sind immer wieder die Ausnahmefälle der Fahrzeugbaugeschichte die uns besondere Motorräder bescheren und natürlich die Männer hinter der Marke die durch Ideen, Risikobereitschaft und Leidensfähigkeit ihre Visionen fahrbar machen. Echte Besessenheit, technisches Genie und die Suche nach neuen Grenzen sind die Dinge die diese Männer treiben -aber sehr selten reicht dies für einen wirtschaftlichen Erfolg aus. Viele scheitern an den wirtschaftlichen Zwängen des Tagesgeschäftes. Auch Erik Buell beschreibt die Zeit des Aufbaus als die “Miracoli-Zeiten” -sicherlich eine charmante Untertreibung für eine Zeit in der ein wirtschaftlicher Erfolg der Marke Buell alles andere als sicher war.

Ob es wirklich genau diese Garage in Mukwonago/ Wisconsin war in der alles begann? Der zu entsorgende RR 1000 Tank beim Abfall beweist es -hier wurden die ersten “Serienmotorräder” hergestellt. Im weiteren stellen wir die Motorräder Erik Buells mit einer kurzen Beschreibung der Reihe nach vor. Die historische Aufarbeitung, die Fa. Buell gehört heute zu 98% zum Harley-Davidson Konzern, überlassen wir David Gess dem inoffiziellen Buell

Historiker. Ihm ist es zu verdanken das viele Informationen konserviert wurden und manches Detail wäre ohne ihn nicht bekannt. Ihm und allen anderen die Informationen und Bilder sammeln und zur Verfügung stellen gilt unser besonderer Dank.

Die Jahre der Unabhängigkeit 1987-1993

RW 750                                                      2 Stück

Die RW 750 war das erste Motorrad mit dem Namen Buell auf dem Tank. Das Fahrwerk wurde von Erik Buell konstruiert und zum Einsatz kam ein englischer 750ccm 4-Zylinder “Barton” Zweitaktmotor. Erik kaufte diesen Motor in England, der Motor hatte zwar sehr viel Leistung, flog aber bei der ersten Leistungsmessung sofort in Stücke. Die verwendeten Legierungen waren nicht standfest genug. Barton hatte zwischenzeitlich die Herstellung des

Square Four Motors aufgegeben.Erik flog nach England und kaufte was noch vorhanden war. Mit diesen Teilen und vielen selbstgefertigten war das Motorrad dann schlußendlich 1983 “ready to Race” Ein ausgezeichnetes Handling und ein Topspeed von über 280 km/h bei einem Gewicht von angeblich 150 Kg und 163 PS waren eine gute Basis für die 750er AMA Klasse. Leider beschloß die AMA genau jetzt die 750er Klasse nicht weiterzuführen! Eine Rücknahme des Motors auf 500ccm wäre wegen der Abmessungen nicht konkurrenzfähig gewesen. Die Entscheidung der AMA 1983 bedeutete das Ende Erik Buells im Formelsport und den Beginn der Buell Motor Co. Inc. Eine RW 750 wurde verkauft und Erik saß auf einem Berg von Teilen die nun keiner mehr brauchte.

RR 1000 “Battlewin”                                            50 Stück

Erik Buell ging zurück zu Harley-Davidson und war dort als Ingenieur u.a. für die Gummilagerung der Dynamodelle zuständig. Seine neue Idee war einen Roadracer mit Harleymotor zu bauen. Auf Basis des RW 750 Chassis enstand mit einem XR 1000 Motor “Lucifer´s Hammer” eine kompromißlose Rennmaschine, die in erster Linie dazu diente Erfahrungen für die spätere Serie zu sammeln. Im Jahre 1987 war es dann soweit die RR 1000 

debütierte. Erik Buell konnte von Harley-Davidson 50 der XR 1000 Motoren kaufen. Genug um die ausreichende Zahl Motorräder zu bauen die notwendige Homologation für Renneinsätze in der seriennahen Klasse zu erhalten.

Der Motor der 1983 vorgestellten Harley Davidson XR 1000 leistete 67-70 PS und galt als problematisch, war jedoch in Sachen Leistung damals für einen Harley Serienmotor das Maß der Dinge. Der Motor blieb bis auf Modifikationen an Auspuff und Vergasern serienmäßig. Die RR 1000 verfügte über eine komplette Kunststoffverkleidung für die Craig Vetter verantwortlich zeichnete.Hergestellt wurde sie bei Excalibur, einem amerikanischen Kitcarhersteller.

Produziert wurde in der Werkstatt in Mukwonago unter einfachsten Bedingungen. Die Konstruktion der RR 1000 enthielt bereits alle Merkmale der späteren Großserienmodelle die ab 1993 produziert wurden. So war zur Zentralisierung der Massen, Federbein und Auspuff unter dem Motor angebracht und spezielle Gummilager, die patentierte “Uniplanar” Motoraufhängung entkoppelten die Vibrationen des V-Twins vom Rahmen.

 

Die RR 1000 gilt heute noch als eines der aerodynamischsten Motorräder der Welt, unterstrichen wird dies von den Landspeedrecords des “Team Elves” von Aaron Willson die auf den Flats von Bonnville im Jahre 2001 eine Geschwindigkeit von über 200 mpH (ca. 320 km/h) erreichten. Die RR 1000 gilt heute als die Sammlerbuell schlechthin, obwohl ihr Erfolge auf der Rennstrecke nicht gelangen, bereits bei ihrem Erscheinen 1987 hatten die neuen Evomotoren das Regiment

übernommen, sie waren von Beginn an zuverlässiger und leichter zu warten.

RS 1200 “Westwind”                                           202 Stück

Seit 1989 war das RS Modell lieferbar. Es war die erste Buell die einen relativ freien Blick auf den Motor ermöglichte. Sie wies eine Vielzahl von Besonderheiten auf, so war das Oberteil des Motorrades immer noch voll verschalt. Eine Rahmenfeste Vollverkleidung ging in Tank und Sitzbank über. Aus aerodynamischen Gründen waren die Knie des Fahrers in die Verkleidung integriert und stützen sich beim bremsen auf in die Verkleidung

integrierten Kniekissen ab. Erstmals war auch die später für alle Buells charakteristisch werdende Krümmeranlage sichtbar die in einem Supertrapp Endschalldämpfer endete.

Wegen der Emissionsvorschriften wurde ein originaler Sportsterluftfilter verwendet der wegen der Kniefreiheit verdreht montiert wurde. Die RS konnte wahlweise im 1- oder 2 Personenbetrieb gefahren werden. Hierzu konnte das Heck 90 Grad nach oben geklappt werden und diente dann dem Beifahrer als Rückenlehne. Weiterhin war dort ein Stauraum für Regensachen oder die Lunchbox vorgesehen. Die letzten 3 RS wurden 1993 ausgeliefert.

Ab 1988 verbaute dann Erik Buell folgerichtig den aktuellen Evolution Motor der 4-Gang Sportster, dieser komplett aus Aluminium gefertigte Motor war mit seinen 68 PS nicht stärker aber deutlich haltbarer als der XR 1000 Motor. Buell gab zur damaligen Zeit 6 Monate oder 6000 Meilen Garantie. In den Handbüchern werden für diese Zeit 2 “Fertigungsstätten” -Road X und Jefferson Street genannt. Weitere Änderung zur RR 1000 war nun die Marzoccigabel

welche mit einem mechanischen Anti-Dive versehen wurde. Die Bremsanlagen waren ein Gemisch aus amerikanischen und italienischen Teilen. Das Vorderrad war mit 2 Bremsscheiben versehen. Sichtbarer Unterschied war die nun auffällige Lackierung. Die letzten 16 RR 1200 wurden 1990 an die Kunden ausgeliefert. Im Vorjahr hatte ein Tourensportmodell die Produktpalette ergänzt, die Buell RS 1200.

RSS 1200 “Westwind”                                         114 Stück

Mit der 1991 vorgestellten RSS war wieder ein kompromißloses einsitziges Sportmotorrad im Programm. Erik Buell setzte als erster Serienhersteller eine Upside Downgabel ein, die legendäre “White Power -Roma” Gabel. PM- Felgen waren nun Serie und mit Einführung der USD-Gabel gab es vorne eine 320mm Bremsscheibe die über einen gefrästen 6 Kolbensattel von Performance Machine (PM) verzögert wurde. Mit der RSS fanden Erik

Buells Motorräder erstmals Aufmerksamkeit auch in Europa. Einige enthusiastische Harley-Davidson Vertragshändler begannen den Import nach Europa unter eigener Regie. Standardfarben waren rot, weiß, blau und grau. Im Mai 1992 schaffte es die RSS dann auf die Titelseite von “Europas Größter” der Motorradzeitung. 57 Kurbelwellen PS und 93 Nm ermittelten die Tester für die TÜV konforme Version bei der der ohnehin nicht wirklich leistungsfördernde “Supertrapp” Schalldämpfer mit einer zusätzlichen Kappe und einem Endrohr versehen war. Genug um das laut Angabe der “Motorradzeitung” 223Kg schwere Motorrad auf 185km/h zu beschleunigen.

Die RSS war zusätzlich mit Ölkühler und Öltemperaturanzeige ausgerüstet. So üppig wie die Ausstattung war auch der Preis in Deutschland: 34.900 DM wollten überwiesen sein, wollte man die RSS sein eigen nennen, mindestens 6 Enthusiasten fanden sich die diese Summe aufbrachten. Unsere RSS wurde 1991 von Harley Nr. 1 in Frankfurt (nicht zu verwechseln mit dem heutigen “Händler”) ausgeliefert. Mit geändertem Auspuff und einem Yostkit im Vergaser bringt sie 65 PS an das

Hinterrad -nicht schlecht für einen serienmäßigen Harleymotor und genug für 200 km/h mit einem leichten Fahrer. Mit der RSS geht die Zeit der kettengetriebenen Buells zu Ende, 114 Stück und weitere 15 Fahrwerkkits wurden ausgeliefert.

Insgesamt wurden in der unabhängigen Zeit 443 Motorräder hergestellt, wovon 120 Stück nach Japan, Deutschland, Frankreich und die Schweiz (wo sie niemals die Straßenzulassung erlangten) exportiert wurden. Mit der RSS geht für Erik Buell auch die schwierige Zeit als kleiner unabhängiger Motorradhersteller dem Ende entgegen. 1993 gründert er gemeinsam mit Harley-Davidson die Buell-Motorcycle Company und hält zunächst noch 51% der Aktien. 1998 gibt er weitere 49% an Harley-Davidson ab.

Buell™ History The Beginning

RR 1200 “Battlewin”                                           59 Stück

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